In meiner Welt sind Träume oder Visionen nicht mit Erwartungen gleich-zu-setzen. Wenn ich träume, dann (er-)öffnen sich ganze Welten und ich fühle, wie mich meine Träume empowern. Mich in einen energetisierenden Flow bringen…
… während ich mich mit meinen Erwartungen im Wartesaal-des-Lebens auf der Bank sitzen sehe.
Passives Abwartend.
Festhaltend.
Und ich frage mich selbst: Wofür?
Spricht hier die Gewohnheit? Ist es Bequemlichkeit? Es schwingt in meinen Antworten mit – ein stärkeres Gewicht liegt jedoch oft darin, dass meine Erwartung mich schon soooooooo lange an meiner Seite durch mein Leben begleiten.
Meine Aufmerksamkeit liegt auf dem „Fehlenden“, „Trennenden“ und dem Gefühl, das damit einhergeht. „All“ die Begebenheiten, Begegnungen und Erinnerungen bringen uns irgendwie-und-sowieso immer wieder auf die Bank im Wartesaal und führen uns jene Leerstelle(n) vor Augen.
Oft erlebe ich in den Gesprächen mit den Kandidaten:innen, die einen JobChange anstreben, wie mehr und mehr Erwartungen in den Raum gegeben werden, die das eigene berufliche Unglücklichsein rechtfertigen.
An dieser Stelle erzähle ich eine Geschichte von Jorge Bucay…
„Es kursiert da eine alte Geschichte über einen jungen orthodoxen New Yorker Juden, fünfunddreißig Jahre alt, gutsituiert und ein begehrter Junggeselle in der Gemeinde. Unter den religiöseren Menschen ist es üblich und gilt als vernünftig, früh zu heiraten, damit die Gründung einer großen, gesunden Familie gewährleistet ist.
Tag für Tag beklagte sich der junge Mann in der Synagoge bitterlich über seine Einsamkeit, und jeder, der ihm über den Weg lief, bekam zu hören, wie sehr er sich danach sehnte, zu heiraten.
„Wenn du dir so sehr eine Familie wünschst, warum hast du dann immer noch nicht geheiratet?“, fragte ihn eines Tages ein alter Rabbi, der zu Besuch in der Stadt war.
„Weil ich der Frau meiner Träume noch nicht begegnet bin“, antwortete der junge Mann.
„Kannst du mir denn beschreiben, wie diese Frau sein müsste?“, fragte der Rabbi. „Ich werde Gott darum bitten, dass Du sie triffst.“
„Natürlich kann ich das“, antwortete der Junggeselle und kramte so lange in den Taschen seines langen schwarzen Kaftans, bis er schließlich ein reichlich aufreizendes Foto von Pamela Anderson in einem knappen Bikini hervorzog.
Er reichte es dem Rabbi und sagte ihm: „So eine will ich, nur Jüdin soll sie sein und den Talmud studiert haben.“
Erwartungen sind in meiner Welt jedoch nicht mit-dem-Weg verknüpft. Nur mit dem Ergebnis.
Was passiert heute? Warten Sie oder haben Sie sich auf den Weg gemacht?
Probieren Sie (endlich) den neuen Starbucks um-die-Ecke aus? Gehen Sie in der Mittagspause eine Runde Joggen? Rufen Sie Ihren Lieblingsmenschen an und verabreden Sie sich für heute Abend? Kaufen Sie das ersehnte Buch und ziehen Sie sich heute Abend zurück (me-time)? Blocken Sie sich den Termin bei Ihrer Persona Grada und sprechen über Ihre berufliche Vision, Ihre Idee, Ihr Sabbatical? Oder schreiben Ihre Bewerbung für den Job, den Sie vor ein paar Tagen hier in LinkedIn entdeckt haben?
Gleich, was Sie tun: Küssen Sie den Tag!
Welcome as you are.
photo@aman-ravi